Marcel Reich-Ranicki – Nachtrag zum 100. Geburtstag
Marcel Reich-Ranicki im RTL-Interview über den Deutschen Fernsehpreis © Krombinator/Youtube
Am 2. Juni 1920 wurde Marcel Reich-Ranicki als Marcel Reich in Włocławek, Polen, geboren. Aufgewachsen in einer assimilierten jüdischen deutsch-polnischen Mittelstandsfamilie, verlebte er seine ersten Jahre in der polnischen Provinz, bis die Familie nach Berlin übersiedelte. Hier entstand auch seine Liebe zu deutscher Literatur, Theater, Konzerten und Opern. Wilhelm Furtwängler und Gustaf Gründgens begeisterten ihn. Sein Vorbild wurde Thomas Mann. 1938 konnte er am Fichte-Gymnasium noch sein Abitur ablegen. Die Immatrikulation an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin wurde unterdessen ihm auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt.
„Wurzelloser Kosmopolit“ und „zionistischer Spion“
Die weiteren Stationen sind geprägt von Deportation, Flucht und Verstecken. Im Warschauer Ghetto arbeitet er im Judenrat. Dies verschafft ihm nicht nur bessere Lebensbedingungen, sondern durch abgefangene frühe Informationen gelang ihm und seiner Frau die Flucht aus Warschau. Ende 1944 begann Reich-Ranicki bei der polnischen kommunistischen Geheimpolizei zu arbeiten. Er kam in den Auslandsdienst und stieg zum Vize-Konsul in London auf. In dieser Zeit fügte er dem deutschklingenden Nachnamen Reich noch das polnische Ranicki zu. Als „Intelligenzler“, „wurzelloser Kosmopolit“ und „zionistischer Spion“ fiel er in der stalinistischen Säuberung in Polen in Ungnade. Nachdem die Schweiz weder eine Arbeits- noch eine Niederlassungsbewilligung für ihn erteilte, blieb Reich-Ranicki im Rahmen einer Studienfahrt 1958 in der Bundesrepublik. Am Anfang seiner Autobiographie schreibt Reich-Ranicki: Ich habe „kein eigenes Land, keine Heimat und kein Vaterland“. Die Literatur sei seine Heimat gewesen.
„Ich habe es satt, die Bücher über Idioten zu lesen!“ Die Kulturzeit hat legendäre Szenen des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki für Euch rausgesucht. Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.#ReichRanicki pic.twitter.com/Qbbnwti7pW
— ZDF (@ZDF) June 2, 2020
„Gott ist eine literarische Erfindung. Es gibt keinen Gott … Ich kenne keinen. Hab ihn nie gekannt. Nie in meinem Leben!“ Religion beschreibt er als „eine Brille, die den Blick auf die Wirklichkeit trübt, die bittere Realität hinter einem milden Schleier verschwinden lässt.“ (Wikipedia). Zu seinem 100. Geburtstag wurde nahezu in allen Mainstream-Medien Reich-Ranicki und sein Werk als Literaturkritiker gewürdigt. Zweifellos ist dieser Mann ein großer Kenner der Literatur, ein scharfer Denker, ein unterhaltsamer Redner und Autor. Großes hat er geleistet im Deutschen Kulturbetrieb.
Was hätte ein Reich-Ranicki wohl zum Genderwahn gesagt?
Warum ist dieser Mann, der zwar deutsche Wurzeln hat, ausgerechnet 1958 nach Deutschland gekommen? Gut, die Schweiz wollte ihn nicht, aber was ist mit London oder Amerika? Nein, es war die deutsche Kultur, die ihn nicht losgelassen hat. Eben jene Kultur, die heute von Kreisen der Neuen Weltordnung verächtlich nivelliert wird. Deutsche Literatur, deutsche Musik. Wer in unserer Zeit sich so verbunden mit diesen Werten fühlt, muss sich den Vorwurf ein „Nazi“ zu sein gefallen lassen. Literatur ist auch ein Ausdruck der Ästhetik einer Sprache.
- Was hätte wohl ein Marcel Reich-Ranicki zum Genderwahn gesagt? Mit Sternchen, Strich oder Pause? Nein, er hätte einem Claus Kleber oder einer Anne Will das Manuskript eigenhändig um die Ohren gehauen. Ihm wäre es unverständlich gewesen, überhaupt über Rednerpult, Redner/innen-Pult oder Redepult nachzudenken. Er hätte wohl schnell entlarvt, wie durch Sprachmanipulation politischen Ziele verschleiert ins Bewusstsein der Menschen eingeschleust werden soll. Die dann aufbrandende Diskussion, die ihm eine alleingültige Meinung aufzwingen will, wäre an seinem freien Denkertum zerschellt.
- Was hätte dieser Mann über FFF-Schulschwänzer gesagt?
- Wie hätte er sich zum Kult um Greta Thunberg geäußert?
- Wie hätte er sich dazu gestellt, deutsche Grenzen der Art zu öffnen, dass Massen an Analphabeten das Land überschwemmen?
- Wie wäre seine Einschätzung zu einem Schulbetrieb mit starker Migrationsbelastung?
- Gangster-Rap und Assi-Neu-Deutsch-Sprech, wäre das in seinen Augen Kultur oder könnte das weg?
Die Erinnerung an Marcel Reich-Ranicki in den Mainstream-Medien mutete wie die kindliche Betrachtung eines Säulenheiligen an. Jüdische Herkunft, kommunistische Vergangenheit, launisch-clowneske Attitüde, alles gut, alles schön in diesem neuen Deutschland. Das Feuer, das diesen Mann so außergewöhnlich machte, zeigte man besser nicht. SEVEN